Design überbrückt Barrieren? Inklusive Gestaltungsmöglichkeiten in der Kulturvermittlung

von FRANZISKA WAGNER erstellt am 01.10.2023
Design überbrückt Barrieren

Sowohl Design als auch Vermittlung dienen dem Mensch als Werkzeug, sich Dinge oder Wissen anzueignen, sie zu nutzen und zu verstehen. Sie ermöglichen einen Zugang und Teilnahme an der Welt. Gestaltung zieht sich durch alle Bereiche unserer Umwelt und hat das Potenzial, sich zu entfalten und neue Erkenntnisse und Möglichkeiten zu schaffen. In diesem Blogbeitrag wird die Masterarbeit zum Thema Design überbrückt Barrieren? – Inklusive Gestaltungsmöglichkeiten in der Kulturvermittlung skizziert und welche Ableitungen zur Arbeit in Reallaboren gezogen werden können.

Inklusion stellt für die Zukunft der Kultur im Zusammenhang mit dem demographischen Wandel der Gesellschaft einen entscheidenden Faktor dar. Inklusive Angebote bieten niedrigschwellige Zugänge und bauen Barrieren ab. Ein inklusives Design ermöglicht einen Perspektivenwechsel, der mehr Menschen miteinbezieht. Designerinnen und Designer sind wichtige Akteur*innen in diesem Prozess, sie gestalten Lebensräume und sollten sich ihrer steuernden Rolle als Moderator*innen innerhalb des Kommunikationsprozesses im Sinne nachhaltiger Lösungen bewusst werden.

Die Vision einer für alle Menschen zugänglichen Ausstellung im Museum wird im Naturkundemuseum in Karlsruhe realisiert. Die große Sonderausstellung „Von Sinnen“, die vom 01.12.2022 bis 14.01.2023 versucht, ein Erlebnis für alle Menschen zu bieten. Welche Sinne Menschen und Tiere besitzen, ihre Funktionsweisen, Eigenschaften und Hintergründe sind Thema der Ausstellung. Der Zutritt in das Museum ist barrierefrei und die Räume der Ausstellung sind per Aufzug zu erreichen. Beim Betreten werden die Besucher*innen von der hellen und übersichtlichen Atmosphäre eines offenen und großzügigen Ausstellungsraums empfangen. Ein analoges Leitsystem auf dem Boden weist den Weg für nicht sehende Menschen. Mit Hilfe von taktilen Bodenindikatoren können sich Menschen mit Blindenstock im Raum orientieren. Wie dieses Beispiel zeigt, gibt es in Deutschland erfolgreiche Bestrebungen, Inklusion und Barrierefreiheit im Museumsraum zu etablieren. Im vorliegenden Fall gab es Hilfe von außen, um die Gestaltung einer solchen Ausstellung zu ermöglichen. Zum einen durch einen Beirat, in dem Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen vertreten waren und zum anderen durch eine Designagentur. Inwieweit Design und die mit Design arbeitenden Agenturen dazu beitragen können, eine weitgehend barrierefreie und inklusive Vermittlung von Inhalten zu realisieren, ist Gegenstand der Forschungsarbeit gewesen. Im Zuge dessen wurde unter anderem die Agentur Tactile Studios, die die Ausstellung „Von Sinnen“ mitgestaltet hat, interviewt. 

Design und Barrierefreiheit stehen in enger Verbindung, da gutes Design die Bedürfnisse und Anforderungen aller Menschen berücksichtigen sollte. Wenn Design barrierefrei ist, bedeutet dies, dass es für alle Menschen zugänglich und nutzbar ist, unabhängig von Fähigkeiten oder Einschränkungen. Barrierefreiheit im Design kann sich auf verschiedene Aspekte beziehen wie Zugänglichkeit von physischen Räumlichkeiten, Benutzerfreundlichkeit von digitalen Schnittstellen oder die Verwendung von Materialien, die für alle Menschen leicht zu handhaben sind. Ein barrierefreies Design kann auch bedeuten, dass Informationen in verschiedenen Formaten bereitgestellt werden, um Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden, wie z.B. Texte in einfacher Sprache, Gebärdensprache oder alternative Formate für Menschen mit Sehbehinderungen. Indem Design und Barrierefreiheit miteinander verbunden werden, können Designer*innen dazu beitragen, eine inklusivere Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen die gleichen Chancen und Möglichkeiten haben. Es ist wichtig zu betonen, dass Barrierefreiheit nicht als zusätzliches Feature oder als nachträgliche Anpassung betrachtet werden sollte, sondern von Anfang an in den Designprozess einbezogen werden muss, um sicherzustellen, dass alle Aspekte des Designs für jeden Menschen zugänglich sind. Im Zuge der Masterarbeit kamen schlussendlich verschiedene Möglichkeiten zur Geltung, um Inklusion im Museumskontext voranzubringen.

Diese können auf Projekte im Reallaborkontext übertragen werden, indem die folgenden Faktoren ihre Anwendung finden:

  • Inklusion kann nicht ausschließlich durch auditive, visuelle Eindrücke erreicht werden, sondern es muss hier mit allen Sinnen gedacht werden. 

  • Mit Fokusgruppen von Anfang an zusammenzuarbeiten dient einer Perspektivöffnung und kann die Bedürfnisse direkt von Beginn mit einbeziehen.

  • Haptische Zugänge sind wichtig und es sollte nicht nur alleine ein digitales Angebot geschaffen werden. 

  • Erfolgreiche Inklusion kann nur dadurch gelingen, dass Meinungen und Ansichten von den Beteiligten im und außerhalb des Museums/des Reallabors in einem Raum zusammenkommen und die Problematiken und Haltungen der jeweiligen Personen miteingebracht werden in die Gestaltung.

  • Die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Disziplinen ist eine Kernaufgabe der Inklusion.

  • Um Wissens- und Erfahrungslücken zu schließen, ist die Arbeit mit Expert*innen unabdingbar.