„LÖSUNGEN ENTWICKELN UND ERPROBEN" während der Pandemie?

von PAULA KLÖCKER erstellt am 17.03.2022

Am 17. März war es endlich soweit! Unser Projekt „DuPa – Dual Mode Participation: Window of Opportunity for Inclusive Real-World Labs“ hatte im Zuge des Transformative Forschung- Symposiums der Schader Stiftung die Möglichkeit, ins Gespräch mit anderen Reallaboren zu treten und neue Einblicke in den Pandemie-Reallabor-Alltag zu vermitteln und zu gewinnen.

Screenshot aus dem Miro Board
Screenshot aus dem Miro Board

Zum vierten Mal in Folge organisierte die Schader Stiftung in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt das tf-Symposium, das auch Teil der Darmstädter Tage der Transformation ist. Diesmal unter dem Titel „Lösungen entwickeln und erproben“. Die Leitfrage, um die sich die Diskussionen drehten lautete: Wie gelingt es, mit den jeweils relevanten gesellschaftlichen Akteuren gemeinsam Lösungen zu entwickeln und zu erproben, die reale Veränderungen in Richtung NE in Gang setzen?

Neue Beteiligungformate und Diversität während der Pandemie

Die am ITAS angesiedelten Projekte DuPa, „GrüneLunge“, „Energietransformation im Dialog“ (EDia) und „Klimaschutz gemeinsam wagen“ (KIA) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nahmen an der Veranstaltung teil und organisierten zusammen einen Workshop. DuPa, als ein Projekt das untersucht, inwiefern sich neue Beteiligungsformate und inklusive, diverse Methoden in den letzten zwei Jahren innerhalb der Reallabore entwickelt haben und ausprobiert wurden, moderierte und beobachtete den Workshop und die einzelnen Sessions, um die gewonnenen Erkenntnisse aus den Diskussionen herauszulesen und zu dokumentieren. Quasi als teilnehmende Beobachterin.

Die Thesen, die GrüneLunge, EDia und KIA als Gesprächsimpuls in die Runde gaben lauteten:

GrüneLunge:

Mit der Zeit hat sich der digitale Austausch als das ‚neue Normal‘ etabliert. Teilnehmende wurden offener für diese Formate und auf Veranstaltungsseiten werden digitale Alternativen nun stets mitkonzipiert 

Energietransformation im Dialog:

Damit sich ein Gruppengefühl entwickelt und online-Kommunikation gut funktioniert, braucht es zu Projektbeginn den persönlichen Austausch untereinander 

Klimaschutz gemeinsam wagen:

Online ist besser besucht aber weniger verbindlich

Weniger ein Technikproblem als die Frage, ob Menschen überhaupt am Schreibtisch sind

Nachdem sich die einzelnen Projekte mit ihren Thesen im Plenum vorgestellt hatten, wurde die Gruppe in drei Break-Out Sessions eingeteilt. Ergebnisse der Sessions wurden auf einem gemeinsamen Miro-Board (unten verlinkt) festgehalten.

Das neue Normal in der transformativen Forschung?

Dieser Frage ging die Gruppe zusammen mit dem Projekt „GrüneLunge“ nach. Zustimmung gab es vor allem in Bezug auf die Erreichbarkeit von bestimmten Akteur*innen (Beispiel hier: Kommunalverwalter*innen) im Planungs- und Entwicklungsprozess und die Überwindung von örtlichen Distanzen. Allerdings haben digitale Formate nicht nur Vorteile. Es gibt viele Personen, die dabei benachteiligt werden und auch Projekte wie „naturnahes Gärtnern“ kommen nicht nur mit digitalen Formaten aus. Zudem entstehen im „neuen Normal“ neue Herausforderungen, wie zum Beispiel die Schaffung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den beteiligten Personen im Projekt. Auch kam in der Diskussion die Frage auf, inwiefern nach einer Reihe an Online-Treffen die Motivation auch für physische Treffen da wäre und ob Tandems mit online schlechter erreichbaren Personen (z.B. Senior*innen) und Studierenden bspw. möglich wären. Es ist ein Akt der Balance die digitalen Formate mit seinen Vorteilen so mit den Analogen zu verknüpfen, dass sowohl das Projekt, als auch die Menschen nicht auf der Strecke bleiben.

Stimmen des Miroboards:

Im "neuen Normal" ist es deutlich schwieriger ein Vertrauensverhältnis aufzubauen-- wie kann das trotzdem gelingen?

Interessant ist die Frage, wie man das "Empowerment" erhalten kann, wenn das Format wieder in Präsenz gewählt wird

Persönlicher Austausch als Grundlage für Online Formate wichtig?

In der zweiten Break-Out Session mit unserem EDia Projekt, sprach die These insbesondere das Gruppengefühl und die Relevanz von persönlichen Treffen zu Projektbeginn an. Neben Zustimmung gab es auch Erweiterungsvorschläge: das Gruppengefühl wird durch kleinere Formate (weniger Teilnehmer*innen) schneller gestärkt, muss nicht zwingend zu Beginn des Projekts passieren, sondern kann auch währenddessen sein, neue Skills in der Moderation können auch digital ein Gruppengefühl aufbauen und stärken und bestimmte Uhrzeiten und Abstände können ebenfalls helfen ein Gruppengefühl und die Teilnahme an Online-Meetings zu unterstützen. In dieser Gruppenarbeit zeigt sich, dass ein Gruppengefühl nicht nur durch persönliche Interaktion geschehen, sondern, dass auch das Design der Online-Treffen maßgeblich dazu beitragen kann. Formate greifen je nach Zielgruppe anders, und das muss die transformative Forschung mit im Blick haben.

Stimmen des Miroboards:

Wie etabliert man eine Sitzungskultur für virtuelle Meetings?

Ist die These evtl. auch eine Generationenfrage?

Sind Online-Formate weniger verbindlich?

Mit der KIA Gruppe, konnten sich die Teilnehmer*innen vor allem über das Thema Verbindlichkeit und Zielgruppen von digitalen Formaten austauschen. Sie waren sich einig darüber, dass Online-Angebote häufig besser besucht sind, allerdings viele Personen parallel andere Dinge machen und dadurch weniger aufmerksam sind. Online-Formate sind besser vereinbar mit Familie und Beruf und die Teilnahme verläuft niederschwelliger. Auch führte die positive Erfahrung mit Senior*innen bei KIA, die zu einer erfolgreichen Integration im digitalen Alltag führte, zu einer Diskussion über das gemeinsame Lernen der neuen Formate. Wer konnte während der Pandemie mitgenommen werden und wer nicht? Und wen werden wir durch das „neue Normal“ verlieren, wenn es wieder vermehrt physische Veranstaltungen gibt?

Stimmen des Miroboards:

Wie wird sich dieses neue "Normal" des Unverbindlichen auf physische Veranstaltungen auswirken?

Anmelden und nicht Hingehen ..?

Bedeutet Schreibtisch = Erfahrungen mit digitaler Technik? 

Und jetzt? Neue Ideen für eine transformative Zukunft

Für unser DuPa-Projekt gab es in den einzelnen Sessions viele interessante Themen, die wir in Zukunft bei der Umsetzung digitaler Formate vermehrt beachten müssen. Zum einen müssen wir daran arbeiten, Menschen, die wenig bis keine Erfahrungen mit digitalen Methoden haben, an die Hand zu nehmen und in den virtuellen Raum zu integrieren. Außerdem muss ein Gruppengefühl entstehen, um Projekte für Teilnehmer*innen und Organisator*innen angenehm und zuverlässig gestalten und aufbauen zu können. Dazu braucht es Techniken in der Moderation und in der Struktur und Planung der transformativen Forschungsprojekte, die ggf. neue Wege einschlagen oder alte flexibler gestalten. Digitale und analoge Formate sollten sich gut ergänzen.

Wir müssen uns fragen, wen wir während der Pandemie neu dazu gewonnen, wen wir verloren haben und wen wir bei hybriden Methoden oder physischen Treffen erneut verlieren oder gewinnen werden. Um das herauszufinden braucht die Transformationsforschung den Austausch über die Art und Weise, wie in Zeiten der Corona-Krise gearbeitet wurde.

Diesen Raum konnte uns die Schader-Stiftung geben und wir freuen uns auf weitere spannende Veranstaltungen, damit wir uns weiter für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen können.

Links zur Veranstaltung und den Projekten:

https://www.schader-stiftung.de/veranstaltungen/archiv/artikel/tf-symposium-2022-loesungen-entwickeln-und-erproben

https://miro.com/app/board/uXjVOHWdCBU=/

GrüneLunge: https://www.projekt-gruenelunge.de/

EDia: https://www.itas.kit.edu/projekte_stel18_endia.php

KIA: https://www.klimaschutzgemeinsamwagen.de/